Penta-Rama

Penta-Rama 612

6x12 Panorama-Kamera auf Basis der Pentacon Six

Penta-Rama

Abstract: This is a 6x12 panorama camera made by splicing together two body housings of the Pentacon SIX. The lens is a Schneider Angulon 6.8/90 mm. The most challangeing part was to make the viewfinder from spare parts of old lenses. It gives a very big and bright image.

Penta-Rama

Diese Panorama-Kamera ist eigentlich ein Überbleibsel meiner Arbeiten zur Pentacon Stereo-Six. Dort hatte ich einen völlig neuen Schlitzverschluß eingebaut, der die gesamte Bildbreite von 2 x 6 cm überspannte. Dadurch konnte das Reflex-Suchersystem beibehalten und das Bild vor der Aufnahme schon im Sucher dreidimensional betrachtet werden. Eigentlich war geplant, nach genau dieser Idee eine Panorama-Spiegelreflexkamera im Bildformat 6x12 cm und wechselbaren Objektiven zu bauen.

Penta-Rama

Bei genauerer Prüfung dieser Idee ergab sich aber, daß dieses Konzept seine Schwächen hat. Für eine Spiegelreflexkamera braucht man ja stets Objektive mit einer ausreichend langen Schnittweite, damit der Spiegel nach oben klappen kann. Übliche Weitwinkelobjektive für das Großformat, die aufgrund des sehr breiten Bildes nötig wären, würden aber viel zu weit in den Spiegelkasten hineinragen. Die Kamera wäre daher nur für Brennweiten ab 135 mm geeignet, wie sie als klassische Normalobjektive für das Format 9x12 cm traditionell verwendet werden. Einzig das Schneider'sche Angulon in der Version mit 90 mm Brennweiten würde einen brauchbar großen Bildwinkel abgeben und gleichzeitig die Schnittweitenbedingung einhalten.

Das liegt daran, daß das Angulon als klassischer Doppel-Anastigmat aufgebaut ist. Es wurde geschaffen von Albrecht Wilhelm Tronnier und am 3. Juli 1930 mit dem Reichspatent Nr. 579.788 geschützt. Tronnier hat das Angulon bewußt sehr kurz gebaut, um nämlich die künstliche Vignettierung an den Linsenrändern so gering wie möglich zu halten und dadurch einen großen Bildwinkel zu erreichen. Durch Einführung einer geringfügigen Asymmetrie gelang es ihm zudem, die Bildfehler auf ein sehr geringes Maß zu bringen. Und das bei ledigleich zweigliedrigem Aufbau. Diese ausgewogene Konstruktion war der Grund, weshalb dieses Angulon noch bis in die 1960er Jahre im Angebot blieb, obwohl mit den Super-Angulonen längst wesentlich moderene, vom Doppelgauß abgeleitete Superweitwinkel zur Verfügung standen.


Das Problem liegt aber darin, daß sich mit diesem lichtschwachen Objektiv auf einer Mattscheibe nur eine sehr düstere Abbildung erreichen läßt, die selbst bei Verwendung einer Fresnell-Scheibe sehr stark abgedunkelte Ecken aufweist. Ein exaktes Ausrichten der Kamera anhand eines derart dunklen Sucherbildes wäre daher in der Paxis sehr erschwert. Ich bin dadurch letztlich von der Idee einer Schlitzverschluß-Kamera mit Reflexeinstellung wieder abgekommen. Auch ist es besser, den weiten Verschlußzeitenbereiches des hervorragenden Compur-Verschlusses zu verwenden, da ja auch nur wenige Blendenöffnungen zur Variation der Filmbelichtung zur Verfügung stehen.

Penta-Rama

Um so wichtiger war daher die Schaffung eines möglichst hochwertigen optischen Suchers, um die Sinnhaftigkeit einer solchen Panoramakamera nicht durch Probleme bei der Aussschnittswahl infrage zu stellen. Seine Grundlage ist die Frontgruppe eines Weitwinkel-Zoomobjektives dessen Luftbild mit einem nachfolgenden sammelnden Okular betrachtet wird. Dieses Okular ist mit einem Durchmesser von fast 40 mm ungewöhnlich groß dimensioniert, weshalb sich ein sehr großes und sehr helles Sucherbild ergibt, das ohne Probleme bis in die Bildecken betrachtet werden kann.

Penta-Rama 612

Das Angulon 90 mm ergibt dabei einen diagonalen Bildwinkel von 72 Grad, was etwa einem 30-mm-Objektiv im Kleinbild entspricht. Bezogen auf die Bildhöhe haben die 90 mm des Angulon allerdings dieselbe Wirkung wie ein übliches Normalobjektiv des 6x6-Formates. Dieser nicht allzu übertrieben große Bildwinkel sowie die einfache Handhabung der Kamera und lassen die "Penta-Rama 612" sogar für Schnappschüsse geeignet erscheinen. Dazu trägt auch der bequeme Schrägauslöser bei, den ich von der originalen Pentacon Six "gerettet" habe.

So brutal fing es übrigens mal an. Aber wie sagen die Franzosen: Man kann kein Omelette machen, ohne Eier aufzuschlagen...

Ein erster Test der Kamera im dunkel-trüben Berlin Anfang 2023 ergab: von einem kleinen Lichteinfall durch die Öffnung der ehemaligen Meßwalze abgesehen sind die Ergebnisse auf Anhieb hervorragend. Erstaunlich was dieses alte Angulon leistet. Die Negative sind bis in die Ecken scharf und gut durchgezeichnet selbst bei voller Öffnung des Objektivs (oben). Bei Sonnenschein konnte auf Blende 16 abgeblendet werden, was die Schärfentiefe enorm steigert (unten).

Penta-Rama 612

Marco Kröger


letzte Änderung: 7. Februar 2023