Primotar

Die Primotare

Die verkitteten Triplets von Meyer-Optik Görlitz

Nachdem in den 1920er Jahren die Zeiss‘schen Schutzrechte für das Tessar abgelaufen waren, baute fast jeder Objektivhersteller diesen Vierlinser nach. Die trotz des übersichtlichen Aufbaus guten Korrekturmöglichkeiten des Tessartyps machten ihn zu einem echten Universalobjektiv. Die Lichtstärken lagen um 1:4,0 oder sogar noch etwas darüber, was für die meisten damaligen Kameras ohnehin eine praktische Obergrenze darstellte, deren Überschreitung kaum sinnvoll erschien. Nur für die neu aufkommenden Kleinbildkameras und für den Schmalfilm wurde die Lichtstärke verschiedentlich bis auf 1:2,7 getrieben. Aber grundsätzlich war der Tessartyp für beinah jede Anwendung geeignet; auch in den Großformaten und in der Reproduktionsphotographie. Die großen Stückzahlen, die die Dominanz dieses Typus in jener Zeit ausmachten, konnten aber vor allem dadurch erreicht werden, daß er gegenüber dem unverkitteten Triplet, das ebenso erfolgreich war, eine bessere Leistung erreichte. Tessare, Xenare, Skopare, Solinare, Elmare usw. leistete sich zumeist derjenige Photoamateur, der etwas gehobenere Ansprüche an die Objektivbestückung seiner Kamera stellte.

Primotar 3,5/3cm für Robot

Bei Hugo Meyer in Görlitz hießen die Tessartypen „Primotar“. Die Errechnung dieses Typs wurde in den 30er Jahren von Paul Schäfter besorgt. Diesen Primotaren standen Stefan Roeschleins dreilinsige Trioplane zur Seite, die das darunterliegende Preissegment abdeckten. Nachdem Ende der 20er Jahre die Zeiss Ikon AG gegründet worden war, mit welcher der Zeisskonzern versuchte, seine Vormachtstellung im Objektivbau mithilfe einer Monopolisierung im Kamerabau auszuweiten, wuchs paradoxerweise die Bedeutung von Objektivbauanstalten, die außerhalb dieser Strukturen standen. Der Kameramarkt war nämlich groß genug und ebenso der Spielraum für ganz neue Konstruktionsideen im Kamerabau, daß auch vom Zeisskonzern unabhängige Produzenten wie beispielsweise der Robot-Hersteller Berning über ausreichend Wachstumspotential verfügten. Auch die Dresdner Ihagee des Johan Steenbergen mit ihren revolutionären Einäugigen Spiegereflexkameras entwickelte sich binnen kurzer Frist zu einem wichtigen Mitspieler, der für Zeiss Ikon zunehmend einen ernsthaften Konkurrenten darstellte. Zwar boten diese unabhängigen Hersteller auch Zeissobjektive zur Bestückung ihrer Kameras in ihren Katalogen an – ganz auf das hohe Maß an Qualität und Reputation der Erzeugnisse dieser Objektivbauanstalt wollte und konnte man dann doch nicht verzichten – aber es verwundert nicht, daß mit Zeissobjektiven ausgestattete Exaktas beispielsweise immer die höchsten Verkaufspreise aufwiesen. Die Kamerhersteller hatten demzufolge ein nachvollziehbares Interesse an qualitativ hochwertigen, aber trotzdem deutlich preiswerteren Objektivbestückungen für ihre Kameras. Und neben beispielsweise Schneider in Kreuznach erlebte auch die Objektivbauanstalt des Hugo Meyer in Görlitz in den 30er Jahren einen dadurch bedingten Aufschwung und Bedeutungsgewinn. Ich bin kein Experte für Schneider, aber was Meyer betrifft würde ich diese Zeit der 30er Jahre nach dem raschen Aufstieg vor dem Ersten Weltkrieg als einen zweiten großen Frühling bezeichnen wollen. Trioplane, Primotare und Primoplane aus Görlitz wurden in dieser Zeit zum festen Bestandteil moderner Phototechnik.

Ihagee Anastigmat Exaktar

Dieser Ihagee Anastigmat "Exaktar" ist in Wahrheit ein in Görlitz fabriziertes Primotar. Mit diesem Zulieferobjektiv konnte die Ihagee die oben abgebildete Exakta Modell B für 150,- statt für 170,- Reichsmark mit dem baugleichen Primotar anbieten. Mit einem Tessar 3,5/7,5 cm hätte die Kamera sogar 190,- RM gekostet (Stand 1934, das neue Tessar 3,5/7,5 cm löste im Laufe des Jahres ein älteres Tessar 3,5/7 cm ab).


Im Anbetracht seines hohen Alters weist dieses Objektiv übrigens eine ganz außerordentliche Abbildungsleistung auf. Schloß Charlottenburg photographiert mit der obigen Ausrüstung im Januar 2020 (nein, nicht 1934!) auf Macophot UP100 Typ 127; 1/200 sec. Blende zw. 5,6 und 8.

Ihagee Exaktar

1. Das Primotar 3,5/85

Aus der Vielzahl an Primotaren als Normalobjektiv möchte ich hier das Primotar 3,5/8,5 cm herausheben. Einmal, weil diese Variante als einziges der Primotare nach 1945 rasch wieder in höheren Stückzahlen für 6x6-Spiegelreflexkameras gefertigt wurde, während beispielsweise das Primotar 3,5/5,4 cm für die Kiné-Exakta eingestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich offenbar die Prämissen verschoben. Die Produktion der darniederliegenden Kameraindustrie lief unter Materialmangel langsam wieder an. Es zählte jetzt nicht mehr unbedingt Konkurrenz und Preisgefüge, sondern bis Anfang der 50er Jahre ging es vielmehr darum, überhaupt ausreichende Mengen an Objektivausstattungen für die Kameraproduktion zur Verfügung zu stellen. Jetzt galt es, mit möglichst wenig Aufwand möglichst "viel Masse zu machen". Das jedenfalls könnte der Grund für die Dominanz der Trioplane bei Meyer in der Nachkriegszeit sein, während die Primotare als die "etwas besseren" Normalobjektive aus dem Angebot verschwanden.

Primotar 3,5/85mm

Der zweite Grund, weshalb dieses Primotar 3,5/85 mm besonders hervorgehoben werden muß, liegt darin, daß es der Literatur zufolge nicht durch Schäfter konstruiert wurde, sondern durch einen gewissen Thierhold [Vgl. Brandt, Photo-Objektiv, 1956, S. 134]. Paul Schäfters letzte Patentanmeldung für Meyer-Optik läßt sich für das Frühjahr 1940 belegen. Nach 1945 hat Schäfter dann von Helmstedt aus für ISCO in Göttingen gearbeitet und dort maßgeblich die Entwicklung der namhaften Anamorphoten dieser Firma vorangetrieben. Man könnte aus diesem Umstand schlußfolgern, daß Thierold bereits seit den späten 1930er Jahren für Meyer-Optik gearbeitet und später auch die Nachfolge Schäfters angetreten hat.


Dieses Primotar 3,5/85 mm war ursprünglich exklusiv für die Exakta 6x6 der Ihagee Dresden geschaffen worden, die es auch als "Exaktar" im Angebot hatte [Vgl. dazu auch Kross, Spiegelreflex 6x6, 1939, S. 55]. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte es zur am weitesten verbreiteten Standardbestückung für die 6x6-Spiegelreflexkameras Primarflex und Meister-Korelle. Kurz vor der damals sehr abrupt erfolgten Einstellung dieser beiden Kameratypen hatte Meyer-Optik sogar noch eine Vorwahlblende eingeführt. Da nun offenbar Restexemplare auf Lager lagen, die für das Mittelformat nicht mehr absetzbar waren, gab es das Primotar 3,5/85 kurzzeitig auch in einer Fassung für Kleinbild-Spiegelreflexkameras, das in dieser Form aber in keinem offiziellen Katalog gelistet wurde.

Primotar 3.5/85 Exakta

Oben: Primotar 3,5/85 in Exakta-Fassung. Bild von Sven Rahm.


Unten: Das Primotar 3,5/85 an der Meister-Korelle

Das lag auch daran, daß der abermalige Versuch, eine Mittelformat-Exakta auf den Markt zu bringen, im Ansatz gescheitert war. Die Exakta 6x6 hat es ja zu zweifelhaftem Ruhm als dreimaliger Fehlschlag gebracht. Sie war zwar auf den grundlegenden Prinzipien aufgebaut, die Karl Nüchterlein für die Standard- und Kiné-Exakta entwickelt hatte, die Konstruktionsverantwortung lag aber bei Willy Teubner, der dieses Projekt entgegen aller Bedenken Nüchterleins durchsetzen wollte. Nüchterlein sollte Recht behalten und die Exakta 6x6 geriet kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zur Katastrophe für die Ihagee. Auch die um- und die anschließende völlige Neukonstruktion dieser Kamera durch Teubner war ein Fehlschlag, weshalb bis zum Erscheinen der Praktisix Ende 1956 gar kein Normalobjektiv für eine 6x6 Spiegelreflexkamera mehr gerbraucht wurde. Ein ebenso von Thierold speziell für die neue Certo (Super) Six geschaffenes Primotar 3,5/80 mm erlangte auch kaum ökonomische Bedeutung, weil sich der Serienbau dieser Kamera zunächst verzögerte und danach erst dadurch richtig in Fahrt kam, weil Zeiss Jena große Mengen seines obsolet gewordenen Tessars 2,8/80 über diese Kamera loszuwerden versuchte.

Meyer-Objektive für die Exakta 6x6 1939

2. Die Primotare 3,5/135 und 3,5/180 mm

Neben der Schaffung von Primotaren 1:3,5 und 1:4,5 als Normalobjektive für die verschiedensten Bildformate ging Schäfter bald auch daran, diesen Typ gezielt als langbrennweitige Zusatzobjektive mit entsprechend kleineren Bildwinkeln auszulegen. Grundsätzlich möchte man meinen, daß Normalobjektive der nächstgrößeren Bildformate stets als langbrennweitiges Objektiv an einem kleineren Bildformat genutzt werden könnten. In Hinblick auf die Bildqualität ist diese Vorgehensweise aber kritisch, denn ein für das riesige Bildfeld der Großformate ausgelegtes Objektiv bringt nicht immer ein Auflösungsvermögen mit sich, das die hohen Schärfeansprüche beispielsweise des Kleinbildes zu erfüllen vermag. Das liegt daran, daß prinzpiell das Ausmaß der Bildfehler parallel mit der Länge der Brennweite zunimmt. Der Objektivkonstrukteur kann diesem Problem begegnen, indem er langbrennweitige Systeme berechnet, bei denen die Korrektur der Aberrationen nicht möglichst gleichmäßig über einen großen Bildwinkel hinweg erfolgt, sondern vielmehr konzentriert im Bereich rund um die Bildachse, dafür dann aber mit sehr hohen Ansprüchen.

Primotar 180 mm Primarflex
Primotar 3,5/180 mm

Zu diesen Sonderkonstruktionen gehörten die beiden Primotare 3,5/13,5 sowie 3,5/18 cm. Diese beiden Typen waren eben gerade nicht identisch mit den gleichnamigen Normalobjektiven für die Großformate 9x12 und 10x15 cm, die Meyer-Optik zur selben Zeit im Angebot hatte. Beim Primotar 3,5/18 cm erkennt man das schon daran, daß Schäfter hier vom üblichen Aufbau der Tessartypen abging und die Kittgruppe nach vorn kehrte.

Primotar 135 and 180 scheme

Diese beiden Typen sind auch deshalb besonders erwähnenswert, weil sie nun gerade die am längsten gebauten Primotare überhaupt repräsentieren. Durch die Spezialisierung des Dresdner Kamerabaus nach 1945 auf die beinah konkurenzlosen Einäugigen Spiegelreflexkameras blieb auch die Nachfrage insbesondere an langbrennweitigen Zusatzobjektiven hoch, für die jener Kameratyp mit seiner Scharfstellung per Mattscheibe schließlich ganz besonders gute Voraussetzungen bot. Folgt man den Angaben in den zeitgenössischen Katalogen des VEB Feinoptischen Werkes, dann waren die Primotare 135 und 180 mm aber erst ab 1955 (wieder) für Kleinbildkameras lieferbar, nachdem Fassungen mit Vorwahlblende eingeführt worden waren. Bis zum Katalog 1954 gab es sie zumindest offiziell nur für das Mittelformat. Mit dem Scheitern der Exakta 6x6, die nach der Primarflex und der Meister-Korelle den Sektor der Mittelformat-Spiegelreflexkamera in der DDR vorerst beerdigte, hatte man sich in Görlitz offenbar nach neuen Absatzmöglichkeiten umgeschaut.

Mit der Hinwendung zum Kleinbild stiegen nun auch die hergestellten Mengen rasch an. Diese beiden Fernobjektive traten nun in Konkurrenz zu den aus demselben Betrieb stammenden Telemegoren. Der höheren Lichtstärke und der besseren Bildleistung stand eine ausladende Bauart und ein höheres Gewicht nachteilig gegenüber. Darin ist auch der Hauptgrund zu sehen, wieso diese "normal gebauten" langbrennweitigen Primotare nach 1960 rasch durch die neuen, echten Tele-Typen Orestegor 200 mm und den Sonnarabkömmling Orestor 135 mm und  ersetzt wurden. Daran konnte auch eine Preissenkung für das 135er Primotar von 195,20 auf 149,- Mark nichts mehr ändern.

Primotar 3.5/135
Meyer Primotar 3.5/135
Meyer Primotar 3.5/180
Meyer Primotar 3.8/180

Das Meyer Primotar 3,5/180 mm mit Praktisix-Anschluß an einer Arax Kiew 88. Photo von Yeh Wen, Kaohsiung, Taiwan.

Primotar 3,5/135 Zebra

Das dürfte es eigentlich gar nicht geben: Das Primotar 3,5/135 in einer Fassung mit Flachrändel ("Zebra-Design"). Denn als diese Fassungsgestaltung bei Meyer eingeführt wurde, war eigentlich schon das Orestor 2,8/135 in Produktion. Offensichtlich wurden aber noch geringe Restbestände des alten Primotars in dieser Form montiert. Bilder: Ron Swiader

Primotar 3,5/135 Zebra
Primotar 3,5/180 Werbung

3. Das Primotar 2,7/50 mm

Bereits in den 1930er Jahren hatten verschiedene Objektvbauanstalten Anstrengungen unternommen, den Tessarytp auf höhere Lichtstärken um 1:2,8 zu bringen. Zeiss selbst versuchte dies durch Einsatz neuer Gläser zu erreichen, was aber keine völlig befriedigenden Resultate brachte, weshalb die Photohändler lieber das Tessar 1:3,5 empfahlen. Bei Schneider Kreuznach hatte Albrecht Wilhelm Tronnier dagegen bei seinen Xenaren 2,8/5 cm und 2,8/7,5 cm die vordere Sammellinse in zwei Einzelelemente aufgespaltet und den Tessartyp auf diese Weise zu einem Fünflinser gemacht.

Primotar 2,7/50
Meyer Primotar 1:2,7

Auch bei Hugo Meyer in Görlitz wurde das Primotar auf eine höhere Lichtstärke gebracht. Dazu war wie beim Primotar 180 mm auch hier das Kittglied nach vorn gekehrt worden. Außerdem war es aus drei Linsen aufgebaut, um die notwendige Korrekturleistung aufzubringen. Es ist aber nicht ganz klar, aus welcher Epoche diese Konstruktion ursprünglich stammt. Schon in den 30er Jahren gab es ein Primotar 2,7/15 cm, über dessen Aufbau jedoch bislang nichts bekannt ist. Auch ein Primotar 2,8/4,2 cm für Kleinbildkameras wurde angeboten und in den späten 30er Jahren sogar ein Primotar 2,8/8,5 cm für die neue Exakta 6x6. Gerade für Einäugige Spiegelreflexkameras war die Anhebung der Lichtstärke ganz besonders vorteilhaft, weil sich damit die Helligkeit der Mattscheibenabbildung erhöhte und man aufgrund der springenden Schärfe leichter fokussieren konnte. Große Verbreitung haben diese lichtstärkeren Versionen aber vor dem Kriege freilich nicht mehr gefunden.

Primotar 2,7/50 mm

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem zunächst vorherrschenden Mangel an Kameras bald ein erbitterter Wettbewerb um die Gunst des Käufers. Um konkurrenzfähig zu bleiben, waren bald wieder hochklassige Ausstattungsmerkmale gefragt. Im Dezember 1949 wurde bei Meyer Görlitz ein Primotar 2,7/50 mm geschaffen, das diesen erhöhten Ansprüchen Rechnung tragen sollte. Aber anstatt ein lichtstarkes Normalobjektiv für die damals immer beliebter werdenden Kleinbild-Spiegelreflexkameras zum Angebot hinzuzufügen, war dieses Primotar 2,7/50 offenbar gezielt für Altix-Kameras geschaffen worden. 

Primotar 2,7/50 Altix 1951

Wie aus dem obigen Auszug aus einem Bericht zur Leipziger Frühjahrsmesse 1951 hervorgeht [Aus: Die Fotografie, Heft 4/1951, S. 122.], war das Primotar 1:2,7 speziell für die Exportausführung der Altix III A vorgesehen gewesen, bei der es mit dem damaligen Spitzenverschluß Compur-Rapid 0 kombiniert werden sollte, so wie das unten am Beispiel einer solchen Altix zu sehen ist [Bilder: Stefan Lange]. Dazu war im selben Monat April 1951 auch die Konstruktion einer Auswechsel-Fassung für diese Altix-Kamera abgeschlossen worden. Aber auch hier kann von einer größeren Serienfertigung angesichts der geringen Mengen an heute erhalten gebliebenen Exemplaren kaum die Rede sein. Es sieht eher danach aus, daß nur eine Nullserie des Primotar 2,7/50 gefertigt wurde, nachdem sich die Exportpläne für eine derartige Altix zerschlagen hatten. Vielleicht war auch der Import der Zentralverschlüsse aus München zu teuer. Dadurch gehört dieses Primotar 2,7/50 mm zu den sehr seltenen Kuriositäten der frühen Nachkriegszeit.

Primotar 2,7/50 Altix

4. Die Primotare E 3,5/50 und 3,5/80

Im Gegensatz zu den 1930er Jahren hatte Meyer-Optik nach dem II. Weltkrieg im stark wachsenden Kleinbildsektor lange Zeit keinen Tessartyp als Normalobjektiv im Angebot. Das oben bereits angesprochene Primotar 2,7/50 gelangte nicht in die Serienfertigung. Als Premium-Normalobjektiv wurde für die Kleinbildreflexkamera lediglich das Primoplan 1,9/58 mm aus der Zwischenkriegszeit wieder aufgelegt und in für damalige Verhältnisse recht großen Stückzahlen ausgestoßen. Zwischen ihm und den einfachen Trioplanen klaffte bei Meyer-Optik also eine Lücke, die durch Zeiss Jena mit den Tessaren 3,5 und 2,8/50 gefüllt wurde. Diese Situation änderte sich erst im Jahre 1956, als man bei Meyer ein neues Primotar E 3,5/50 mm entwickelte. Als Konstrukteure werden in der Literatur Schubert und Thierhold angegeben [Vgl. Brandt, Photo-Objektiv, 1956, S. 134], aber ich gehe davon aus, daß auch der umtriebige Hubert Ulbrich bereits an der Entwicklung dieses Objektives beteiligt gewesen ist.

Primotar E 3,5/50

Um es vorweg zu sagen: Ich halte dieses Primotar E für das bemerkenswerteste Objektiv, das je in Görlitz entwickelt worden ist. Für die Qualität eines Objektives sind nämlich nicht nur Kennzeichen wie die Lichtstärke ausschlaggebend, sondern auch seine Bildleistung sowie der Aufwand, der betrieben werden mußte, um diese Leistung zu erreichen. Es gönnen sich zwar viele Objektivhersteller in ihrem Programm ein aufwendig konstruiertes „Prestigeobjektiv“, aber wer im Massenmarkt bestehen will, der braucht ein gutes Objektiv mit angemessenem Verkaufspreis. Und in dieser Hinsicht erreichte das Primotar E ein echtes Optimum. Einer der Gründe dafür war, daß man es mit der Lichtstärke nicht übertrieb und dadurch ein Anwachsen der Bildfehler vermeiden konnte. Zweitens war dieses Primotar E mit der damals aktuellen Glastechnologie aus „hochbrechende[n] Krongläser[n] in Verbindung mit Tiefflinten“ ausgestattet [Ulbrich, Hubert: Das Primotar geht mit der Zeit, Fotografie 8/58, S. 285].


Seit Paul Rudolphs Durchbruch in der Zeit um 1890 kombinierten die Konstrukteure, um das Bildfeld ihrer photographischen Objektive anastigmatisch ebnen zu können, Sammellinsen aus möglichst hoch brechenden, aber niedrig dispergierenden Schwerkronen mit speziellen Flinttgläsern, die bei bescheidener Brechzahl ausgesprochen hoch dispergierten. Zu letzteren gehörten auch die sogenannten Tiefflinte, die diese Eigenschaften auf die Spitze trieben, indem sie bei mittleren Brechzahlen über ein in diesem Sektor bislang nicht gekanntes Farbzerstreuungsvermögen verfügten. Außerdem wies bei einigen dieser Gläser die Dispersion einen anomalen Verlauf auf, der die Verbesserung des sekundären Spektrums möglich werden ließ. Derartige Tiefflinte wurden bei Schott in Jena erstmals Anfang der 40er Jahre hergestellt [DRP Nr. 973.350 vom 11. Juni 1940]. Ihre speziellen Eigenschaften wurden erzielt durch den Einsatz von Fluoriden, mit denen die Absenkung der Brechzahl erreicht wurde. Allerdings war lange Zeit die Herstellung dieser Gläser erschwert, weil diese Fluorverbindungen in den sehr heißen Glasschmelzen zum Verdampfen neigten und sich dadurch leicht Blasen und Schlieren bildeten. Außerdem neigten diese Schmelzen zur Kristallation. Diese herstellungsbedingten Schwierigkeiten konnten aber nach 1945 durch verbesserte Technologie überwunden werden. Zudem war erkannt worden, daß sich die Dispersion durch Zugabe von Titandioxyd noch weiter erhöhen ließ. Aus der Verbindung von Schwer- und Schwerstkronen mit diesen Tiefflinten ließ sich der Tessartyp nun noch einmal spürbar in seiner Leistung anheben und an die hohen Anforderungen der Kleinbild- und der Farbphotographie anpassen.

Der oben benannte Artikel Hubert Ulbrichs zum neuen Primotar E in der Fachzeitschrift "die fotografie" wurde vom VEB Feinoptisches Werk Görlitz auch in Form einer Werbebroschüre herausgebracht. 

Aber auch auf einer anderen Ebene ging dieses Objektiv mit der Zeit. Denn das neue Primotar E mußte auch eine Reaktion der Görlitzer auf eine veränderte Marktlage sein. Im Jahre 1956 führten nämlich die Kamerawerke Niedersedlitz unter Siegfried Böhm die Blendenautomatik für das M42-Gewinde ein – erst bei der Praktica und kurz darauf auch bei der Spiegelcontax. Damit hatte Meyer Görlitz plötzlich keine kompatiblen Normalobjektive mehr im Angebot. Zeiss Jena hingegen fertigte bereits seit Februar 1954 Springblendenobjektive mit Innenauslösung, nämlich für die Praktina FX das Biotar und kurz darauf auch das Tessar. Bei Zeiss war diese Technologie also da und sie mußte für den M42-Anschluß nur geringfügig konstruktiv angepaßt werden. Damit konnte Zeiss Jena nahtlos M42-Springblendenobjektive anbieten. Die halbautomatische Springblende, wie sie bei den Zeiss-Objektiven eingesetzt wurde, ging auf ein Patent der Herren Walter Hennig und Horst Strehle zurück, seinerzeit Konstrukteure beim VEB Zeiss Ikon [DDR-Patent Nr. 10752 vom 3. Mai 1952]. Die Weiterentwicklung für das M42-Gewinde bestand darin, daß der zusätzliche Spannhebel der Exakta- und Praktina-Version fortgelassen und das Spannen der Springblende durch Drehen des Blendenrings auf volle Öffnung bewerkstelligt wurde. Diese Neuerungen stammen von Erich Biertümpfel und Rudolf Paul und sind im DDR-Patent 18.920 vom 30. März 1956 geschützt [sowie DBP Nr. 1.132.432].

Springblende Zeiss Jena

Bei Meyer in Görlitz war man nun also gezwungen, sich schleunigst etwas Adäquates auszudenken. Dabei mußte man an zwei Neuentwicklungen gleichzeitig arbeiten, denn einfach eine Blendenautomatik in das 20 Jahre alte Primoplan 1,9/58 einzubauen kam offenbar nicht infrage. Daher wurde nicht nur das neue Primotar E sondern auch erstmals eine eigene Druckblende entwickelt. Druckblende bedeutet, daß die Kraft zum Schließen der Blende nicht aus einem zuvor gespannten Federmechanismus herrührt, sondern während des Auslösens vom „Auslösedruck“ abgezweigt wird. Damit der Auslöser dadurch nicht zu schwergängig wird, mußte der Druckblendenmechanismus so leichtgängig wie möglich konstruiert werden. Aber auch auf ein anderes Augenmerk hat man bei Meyer großen Wert gelegt: Bei den Zeissobjektiven mit Springblende war es fast unmöglich, zur Arbeitsblende zurückzukehren, wenn erst einmal die Springblende gespannt worden war. Ein schnelles abblenden um die Schärfentiefe zu kontrollieren war also sehr schwierig zu erreichen. Hervorstechendes Merkmal des neuen Primotars E war deshalb ein zusätzlicher Schaltring, mit dem schnell und problemlos von der Automatikblende auf Arbeitsblende umgeschaltet werden konnte. Diese Neuerung wurde dann auch im Bundesrepublikanischen Patent Nr. 1.056.925 vom 23. August 1956 patentiert.

Blendenautomatik Primotar E

Bleibt natürlich noch eine Frage: Wieso dieses „E“? Das E steht für „Einstellblende“ – und dies ist das eigentlich Geniale an diesem Objektiv. Ein Tessartyp aus modernen Gläsern mit der Lichtstärke 1:3,5 läßt sich zwar gut korrigieren, bietet aber an und für sich nichts Bemerkenswertes. Gerade bei der Einäugigen Reflex nimmt man gerne ein lichtstarkes Objektiv, weil dann das Sucherbild heller ist und etwaige Meßkeile nicht abdunkeln. Solche lichtstarken Objektive sind aber teuer und werden von Amateuren in der Praxis ohnehin auf 1:4 oder noch stärker abgeblendet. Beim Primotar E haben die Konstrukteure daher einen Kunstgriff angewendet. Das Objektiv ist für die Lichtstärke 1:3,5 berechnet und optimiert. Seine Linsen haben jedoch einen geringfügig größeren Durchmesser, als es für diese Arbeitslichtstärke notwendig wäre. Dadurch ergibt sich, daß das Primotar E beim Einstellen die etwas höhere Lichtstärke von 1:3,0 zur Verfügung stellt. Für diese Öffnung ist das Objektiv nicht korrigiert und auch nicht photographisch nutzbar. Für das Einstellen spielt das jedoch keine Rolle. Hier zählt ein möglichst helles Sucherbild und eine springende Scharfstellung. Und diese paar Ziffern hinter dem Komma machen dabei durchaus einiges aus.

Primotar E Exakta Vergleich

Hier sieht man, wie die Druckblendenbetätigung des Primotar E in der Ausführung für die Exakta Varex bzw. Exa  einen Wandel erfahren hat. Ursprünglich hatte sie die linke, feststehende Bauform. Sie wurde durch die deutlich einfacher aufgebaute Auslösewippe ersetzt, wie man sie auch am zeitgenössischen Domiron und Domiplan findet.

DE1143100 Erste Blendenautomatik

Die links zu sehende erste Form der Druckblende für die Exakta war von Johannes Richter, Oscar Neugebauer und Erich Weigel entwickelt und am 4. August 1955 im Bundespatent Nr. 1.143.100 geschützt worden. Nur der Anschluß für den Drahtauslöser bei Nahaufnahmen wurde später quasi umgekehrt. Die vereinfachte Druckblendenbetätigung, wie sie rechts gezeigt ist, war eine Erfindung von Johannes Richter, Gerhard Domaschk und Richard Rummel und wurde am 1. August 1958 in der Bundesrepublik unter der Nummer 1.113.510 zum Patent angemeldet.

Primotar E neue Blendenbetätigung

Damit hätte das Primotar E eigentlich das Potential gehabt, zu einem großen Wurf zu werden. Die optische Ausrüstung ist knapp zehn Jahre jünger als die des Tessars 2,8/50 mm und bei kritischer Betrachtung der Aufnahmen ist dieser Unterschied auch deutlich feststellbar. Zweitens war die Meyer’sche Druckblende zusammen mit der Idee einer Einstellblende auch mechanisch die bessere Lösung als die umständlich zu bedienende und mit lautem Knall zuspringende Halbautomatik des Tessars. So bekam dieses neue Normalobjektiv von Meyer-Optik Görlitz auch bald als Weltspitzenerzeugnis das Gütezeichen Q verliehen, nachdem es auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1957 vorgestellt worden war [Vgl. Bild & Ton, Heft 3/1957, S. 59.]. Zudem war es mit 109,- Mark auch noch preiswerter als das Springblenden-Tessar mit 123,- Mark (1960). Doch leider ist schwierig, die besondere optische Leistungsfähigkeit eines Objektives nach außen hin zu vermitteln. Viel eindringlicher geht das mit dem bloßen Ziffern der Lichtstärke. Und in dieser Hinsicht wurde der Wert 1:3,5 damals eher als rückwärtsgewandt bzw. wenig spektakulär wahrgenommen. So kam es leider dazu, daß das Primotar E nicht jenen Grad an Aufmerksamkeit erlangte, den es als modernes Hochleistungsobjektiv eigentlich verdient hätte. Daran half auch die für ein Normalobjektiv vergleichsweise intensive Werbung nichts. Daher wurde die Produktion bereits nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder eingestellt.

Primotar E 3.5/50
Primotar E Werbung 1960

Die guten Eigenschaften des neuen Primotar E machten auch eine Version für die neue Mittelformat-Spiegelreflexkamera Praktisix möglich. Das Primotar E 1:3,5/80 mm war nach den gleichen Grundsätzen aufgebaut wie die Kleinbild-Variante und hatte daher ebenfalls eine Einstellblende, um die Sucherbildhelligkeit beim Scharfstellen zu verbessern. Doch auch diese Version war offenbar nicht sehr gefragt und wurde daher auch nicht lange gebaut. Die Praktisix war außerdem für damalige Verhältnisse so teuer, daß die Ersparnis der Ausstattung mit dem Primotar gegenüber jener mit dem Tessar von nicht einmal 50 Mark offensichtlich nicht weiter ins Gewicht fiel (1028,- gegenüber 981,- Mark im Jahre 1959). Mit Erscheinen des hervorragend auskorrigierten Biometars wurden übrigens beide 80-mm-Tessartypen von Zeiss und Meyer sehr schnell obsolet.

Praktisix Primotar

Das Primotar E 3,5/80 mm war aber nicht wie das Kleinbild-Pendant mit einer Druckblende, sondern einer hochwertigen Vollautomatischen Springblende (mal VSB, oft aber ASB abgekürzt) ausgestattet. Der Blendenstößel hatte hier eine umgekehrte Wirkung: Im eingedrückten Zustand war die Blende offen, wurde er losgelassen sprang er heraus und die Blende schloß sich. Dieser Schließorgang war im Inneren der Praktisix zwangsweise mit dem Auslöser bzw. mit der Spiegelbewegung gekuppelt, sodaß er vollautomatisch und mit großer Geschwindigkeit ablief. Das war noch mal ein gewaltiger Fortschritt gegenüber der sich nur langsam schließenden Druckblende, die ihre Kraft von der Auslöser-Betätigung abzweigte. Nach diesem Verfahren der Automatischen Springblende arbeiteten später fast alle Spiegelreflexsysteme der verschiedensten Hersteller.

Werbung Primotar 80mm
Meyer Primotar E 50 mm
Meyer Primotar E 50 mm
Meyer Primotar E 80 mm
Meyer Primotar E 80 mm
Primotar E 3,5/50
Meyer Primotar E 3,5/80 mm

6. Das Primotar 2,8/50 mm

Es hat seinerzeit offenbar gehörig für Unruhe gesorgt, daß der VEB Feinoptisches Werk Görlitz gegenüber dem VEB Carl Zeiss Jena mit einem moderneren und gleichzeitig deutlich preiswerteren Tessartypen in Konkurrenz trat. Es gibt leider noch keine Firmengeschichte von Meyer-Optik Görlitz, die wissenschaftlichen Standards genügt und auf sauberer Quellenarbeit basiert. Von Gottfried Kindler liegt eine kurze Abhandlung vor, die man an manchen Stellen eher als „Erinnerungsbüchlein“ bezeichnen muß [Kindler, Gottfried: Geschichte der Firma Meyer Optik als Betrieb Feinoptisches Werk Görlitz, Druckschrift der Gesellschaft für das Museum der Fotografie in Görlitz e.V. 2005.]. Darin berichtet der Autor darüber, daß es zwischen den beiden Volkseigenen Betrieben in Jena und Görlitz seit den späten 50er Jahren zu einer Konkurrenzsituation kam, wie sie für die sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft als zumindest ungewöhnlich zu bezeichnen ist.

Meyer Primotar 2,8/50

Im Artikel zum Primoplan habe ich näher ausgeführt, wie Zeiss Jena in der Zwischenkriegszeit Konkurrenzfirmen wie Goerz oder Ernemann ausgeschaltet hatte. Mit Meyer bahnte sich in den 30er Jahren eine nächste Rivalität an, die aber angesichts der bevorstehenden Kriegswirtschaft nicht mehr ausgetragen werden konnte. Nun, fast 20 Jahre später und nach einem spürbaren Technologieschub auf Görlitzer Seite, hat man den Eindruck, daß diese Rivalität wieder aufbrach. Weiter oben war bereits von einem kurzlebigen Primotar 2,7/50 mm die Rede. Die Situation verschärfte sich, als Meyer auf der Frühjahrsmesse 1959 [Vgl. Bild & Ton, Heft 3/1959, S. 66.] nun ein Primotar 2,8/50 mm herausbrachte, das erst kurz zuvor völlig neu entwickelt worden war [DBGM 1.786.977 vom 7.11. 1958] und das direkt auf den Markt des bislang konkurrenzlosen Tessars 2,8/50 mm mit Vorwahlblende abzielte. Und mit dem Domiron 2/50 [geschützt mit dem DBGM 1.786.978 ebenfalls vom 7. 11. 1958] für die Exakta Varex griff Meyer Zeiss Jena außerdem zugleich auf dem internationalen Markt der lichtstarken Spitzenobjektive an.

Meyer Primotar 2,8/50mm

Bei diesem letztlich nur sehr kurzlebigen Primotar 2,8/50 mm fällt auf, daß dessen vergleichsweise einfache Fassung mit einer Vorwahlblende in einem ziemlich starken Kontrast zum optischen Aufwand steht, der für diesen Tessartyp getrieben wurde. So besteht die Frontlinse aus dem damals frisch eingeführten, lanthan-haltigen Schwerkron SK22, das später eine wichtige Grundlage für Jenaer Objektive wie das Pancolar 1,8/50 mm bot. Die hinterste Linse basierte sogar auf dem noch höher brechenden Schwerstkron SSK10, dem Spitzenglas des Jenaer Glaswerks aus der damaligen Zeit, das bei Zeiss Jena gerade einmal den exquisten Biometaren und Flektogonen vorbehalten blieb. Dieses Glas enthält Spuren von Thoriumdioxyd und war deshalb in der Herstellung und Verarbeitung sehr aufwendig. Diesen beiden Sammellinsen aus hochbrechenden Krongläsern wurde je eine Zerstreuungslinse aus Tiefflint bzw. Doppelleichtflint gegenübergestellt.

Primotar 2,8/50 Schnittzeichnung

Diese beiden Objektive, das hier beschriebene Primotar 2,8/50 sowie das Domiron 2/50, haben offenbar das Faß zum überlaufen gebracht. Mit dem Zugriff auf das JENAer Glaswerk waren es nach wie vor die Verantwortlichen bei Zeiss, die im Bereich des optischen Glases – der Materialbasis des Objektivbaues – das Sagen hatten. Gottfried Kindler gibt an, daß nach diesem „Vorfall“ Meyer Görlitz von der Zufuhr hochwertiger Spezialgläser abgeschnitten wurde. Das kann man schon daran ablesen, daß diese beiden Objektive nur in geringen Stückzahlen hergestellt wurden (zumindest im Vergleich dazu, welch riesige Mengen später beispielsweise von einem Oreston/Pentacon 1,8/50 produziert wurden). Das war allerdings ein Jahrzehnt später, als Zeiss Jena das Interesse am Photoobjektivbau weitgehend verloren hatte. Zweitens ist auffällig, daß in Patentschriften und Gebrauchsmustern von Meyer Optik Görlitz nach 1960 oft explizit zu lesen ist, daß das vorstechendste Merkmal des neuen Objektives sei, daß es aus einfachen, preiswerten Gläsern zusammengesetzt wäre. Man kann das ganze also durchaus so auffassen, daß sich die Situation des an den Katzentisch gesetzten Feinoptischen Werkes Görlitz sogar in dessen Schutzrechten wiederfindet.

Primotar 2,8/50

Um die moderne, linear gestaffelte Blendeneinstellung mit gleichen Abständen der Blendenzahlen auf dem Einstellring zu ermöglichen, mußte das Primotar 2,8/50 mit einer Blendenmechanik versehen werden, deren Bauform fast vollständig derjeniger entsprach, die in Objektiven mit Druck- oder Springblende verbaut wurde. Bild: Razvan Zimcenco

Primotar 2,8/50

Marco Kröger


letzte Aktualisierung: 9. März 2024